Wer einen Urlaub mit großem Spektakel erleben möchte, der sollte nicht nach Litauen reisen. Wer jedoch Ruhe schätzt, schmucke Altstädte sehen möchte oder sich an unberührter Natur erfreut, der sollte unbedingt in den südlichsten baltischen Staat fahren. Litauen ist ein Land, das voller Geschichte und Kultur steckt. Diese lässt sich in der malerischen Hauptstadt Vilnius entdecken, aber auch auf der Kurischen Nehrung, dem Naturparadies an der Ostsee.
Der Mittelpunkt Europas liegt exakt in Litauen, genauer gesagt nahe beim Dorf Purnuškės, nördlich von Vilnius. Dies haben französische Wissenschaftler im Jahre 1989 errechnet. In Purnuškės lässt sich ein aus diesem Anlass errichteter Europapark besuchen, der Europos parkas. Wer jedoch den richtigen Mittelpunkt aufstöbern möchte, muss sich in den Wald schlagen. Dort befindet sich die Stelle in rund 700 m Entfernung vom Europapark.
Kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Litauens ist jedoch nicht das Dörfchen Purnuškės, sondern die 570.000-Einwohner-Stadt Vilnius, die aufgrund ihrer mehr als 50 Kirchen auch als „Rom des Ostens“ bekannt ist. Liebhaber barocker Bauwerke kommen dort auf ihre Kosten. Die Altstadt begeisterte die UNESCO derart, dass sie sie im Jahre 1994 zum Welterbe erklärte. Vollkommen zu Recht übrigens, denn trotz mehrerer Kriege blieb der historische Kern der Stadt mit seinen überwiegend barocken aber auch gotischen und Renaissance-Gebäuden glücklicherweise bestehen. Zu den Hauptsehenswürdigkeiten gehören die Kathedrale mit ihrem freistehenden Glockenturm, der klassizistische Präsidentenpalast sowie die Heilige-Annen-Kirche aus dem 16. Jahrhundert. Von dem Gotteshaus im Stil der Backsteingotik zeigte sich schon Napoleon Bonaparte hellauf begeistert.
In Vilnius sollte man dem Künstlerviertel Užupis einen Besuch abstatten. Der kleine Stadtteil ist auf drei Seiten durch den Fluss Vilnia von der Altstadt getrennt. Hier haben sich Künstler angesiedelt, Galerien und Cafés. Man rief sogar eine unabhängige Republik mit eigener humanistisch geprägter Verfassung aus. Laut Artikel 16 etwa besitzt jeder Mensch das Recht, glücklich zu sein. Ein Urlaub in Litauen trägt definitiv dazu bei.
Dies können alle bestätigen, die schon einmal die Kurische Nehrung besucht haben. Die Landzunge, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt, ist für viele das Paradies auf Erden. Idyllische Fischerdörfer, beschauliche Holzhäuser sowie eine eindrucksvolle Dünenlandschaft machen die Halbinsel zu einer der schönsten Regionen in ganz Europa. Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann zeigte sich von der Kurischen Nehrung so begeistert, dass er von 1930 bis 1932 mit seiner Familie die Sommer in Nida, dem früheren Nidden, verbrachte. Heute können Besucher dieses ehemalige Ferienhaus, in dem das Thomas-Mann-Kulturzentrum beheimatet ist, besichtigen.
Als eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Sehenswürdigkeit des Landes gilt der Berg der Kreuze in der Nähe von Šiauliai, einer Stadt im Norden Litauens. Der katholisch geprägt Wallfahrtsort ist gleichzeitig auch ein nationales Symbol. Mehr als 200.000 Kreuze stehen auf einem lediglich zehn Meter hohen Hügel und sollen an alle diejenigen erinnern, die im Widerstand gegen die sowjetische Herrschaft ihr Leben ließen.
Litauen hat jedoch auch Skurrilitäten zu bieten, so etwa der Skulpturenpark in der Nähe des Kurorts Druskininkai, im Süden des Landes. Dutzende Figuren, darunter Lenin und Stalin, aus der Zeit der sowjetischen Besatzung Litauens, die von ihren ursprünglichen Plätzen entfernt wurden, haben dort ihr neues Zuhause gefunden. Höllisch gefährlich geht es dagegen im Teufelsmuseum in Kaunas zu. Rund 3000 Exponate über den Satan lassen sich dort besichtigen.
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