Hi, ich bin Alex – Chefabenteurerin des Wander- und Radreiseveranstalters AbenteuerWege Reisen. Meine Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, dass manchmal nicht der direkte Weg zum Ziel führt, sondern dass anfangs schwierige und steinige Umwege einen an viel bessere Plätze bringen können! Nach einem ersten Studium war ich jahrelang in leitenden Positionen im Einzelhandel tätig – und habe jede Sekunde gehasst! Daher habe ich 2011 gekündigt und im zarten Alter von 35 Jahren noch einmal studiert, nämlich Internationales Tourismus-Management an der htw saar. Auf den ersten Blick ein Wagnis und mir war auch manchmal ganz schön bange, aber letztendlich hat mich dieser Entschluss dahin gebracht wo ich jetzt bin – ich konnte meine Leidenschaft für Wandern, andere Menschen und Kulturen zum Beruf machen!
1) Welche Rolle spielt das Reisen in deinem Leben?
Reisen hat für mich schon von klein auf eine große Rolle gespielt – ich erinnere mich, dass der Atlas meiner Eltern eine riesige Faszination auf mich ausgeübt hat: Was sind das für Länder? Wie mag es da wohl sein, wie sieht es da aus, wie wird gesprochen, wie riecht es da? Zum Glück sahen meine Eltern das ähnlich und so war ich immer schon viel unterwegs – anfangs mit ihnen, später mit Freunden beim Bagpacking in Europa oder bei meiner 1-jährigen Weltreise mit Stationen in Südamerika, Neuseeland und Asien. In den letzten 10 Jahren hat sich dabei für mich herauskristallisiert, dass ich andere Länder am liebsten und am intensivsten zu Fuß entdecke. Und für mich ist es jetzt das größte Glück, dass ich auch beruflich Menschen durch Reisen begeistern kann und die Möglichkeit habe, meine Philosophie in konkrete Touren umzusetzen. Man könnte also schon sagen: Reisen ist (sind?) mein Leben!
2) Du bist Mitbegründerin des StartUps „Abenteuerwege“. Wie kam es zu der Gründung und um was geht es bei eurem Unternehmen?
Ein Pflichtpraktikum im Rahmen des Tourismusstudiums führte mich nach Schottland zum Wanderreiseveranstalter Macs Adventure, dem heutigen Mutterunternehmen unserer Firma, die wir im Anschluss an das Praktikum 2014/2015 ganz klassisch aus meinem Wohnzimmer heraus in Saarbrücken gegründet haben.
Eine ganz besondere Rolle spielte dabei der Besitzer und Gründer von Macs Adventure Neil Lapping, dessen Philosophie und inspirierende Persönlichkeit eine unglaubliche Motivationsquelle für mich dargestellt haben. Wir haben also klein angefangen mit Markt- und Wettbewerberanalyse, Businessplan usw und sind mittlerweile 15 Mitarbeiter in unserem wunderschönen Büro in Saarbrücken, die eifrig individuelle Wander- und Radreisen in ganz Europa verkaufen. Also, zu sagen wir hätten rein idealistische Gründe, wäre natürlich gelogen: Firmen werden schon immer gegründet, um auch Geld zu verdienen, ohne geht es halt nicht.
Aber davon mal abgesehen, steht für uns ganz klar der Mensch im Mittelpunkt: Unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und auch unsere Partner in den Destinationen vor Ort. Wir versuchen durch unsere Arbeit, einen positiven Einfluss auf das Leben dieser Menschen zu haben!
3) Wieso habt ihr euch gerade auf Rad- und Wanderreisen spezialisiert?
Ich würde hier gerne noch ein wenig konkreter werden: das ganz besondere an unseren Reisen sind zum einen die Aktivitäten, zum anderen aber ganz besonders die Tatsache, dass unsere Gäste individuell, d.h. also ohne Gruppe und Reiseleiter unterwegs sind. Wir glauben, dass diese beiden Komponenten – das relativ langsame Erkunden einer Region zu Fuß oder auf dem Rad und die nicht durch einen Reiseleiter gefilterte Interaktion mit den Einheimischen – ein viel intensiveres und nachhaltigeres Erlebnis schaffen, man eine Gegend und ihre Menschen ganz anders kennenlernt. Für viele Menschen ist es auch ein großer Schritt aus ihrer Komfortzone: Alleine wandern in einem fremden Land – oh je! Oft stellen diese Gäste aber fest, dass sie viel mehr können, als sie sich zugetraut haben und auch Probleme alleine meistern – einfach nur weil sie wissen, dass wir im Zweifel im Hintergrund da sind, um zu helfen. Wenn wir solche Feedbacks hören – dann macht uns das unglaublich stolz!
4) Wie hat es sich angefühlt ein Unternehmen zu gründen? Was waren die größten Herausforderungen? Gab es Momente in denen du am Liebsten alles hingeschmissen hättest?
Wie hat es sich angefühlt? Großartig, aufregend, stressig, beängstigend, spaßig, stolz, nervig, phantastisch – ein ganzes Gefühlspotpourri! Da könnte ich natürlich einen Roman drüber schreiben, aber zusammenfassend würde ich sagen: es war und ist die beste Zeit meines Lebens! Und nein – es gab wirklich keinen Moment, an dem ich alles hinschmeißen wollte, auch wenn es natürlich viele schwere Momente und Entscheidungen gab.
Tatsächlich fand ich ganz klassisch viele bürokratische Hürden sehr nervig, gerade weil wir auch ein international operierendes Unternehmen sind – man glaubt nicht was da alles an unvorhergesehenen Problemen auf einen zukommt. Und so seltsam das klingt: Auch der erste Erfolg war eine Herausforderung, denn wir wurden plötzlich von Buchungen überrollt – der Ernstfall, für den wir 1 Jahr sehr hart gearbeitet haben, war plötzlich eingetreten – und wir mussten extrem schnell lernen damit umzugehen, zum Beispiel mit neuen Mitarbeitern und dem damit verbundenen Abgeben von Kontrolle über alles!
Naja und letztendlich habe ich persönlich mich unheimlich weiterentwickeln müssen, vom Mädchen für alles zur Chefabenteurerin mit Verantwortung für 14 Mitarbeiter, die leider auch mal schwierige und unpopuläre Entscheidungen treffen muss.
5) Welche Tipps würdest du jungen Gründern in der Tourismusbranche geben?
Ich sage es mal ganz unbescheiden mit den Worten von Nelson Mandela: „May your choices reflect your hopes, not your fears!“ Angst ist ein schlechter Ratgeber, man muss sich was (zu)trauen und positiv und leidenschaftlich an die Sache rangehen, auch wenn es bedeutet, dass man vielleicht mal einen Fehler macht! Ich habe spektakuläre Fehler gemacht und aus denen am Ende mehr gezogen als aus manchen Projekten, die auf Anhieb geklappt haben. Also, geht einfach da raus und macht, was euer Herz euch sagt!
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