Wir sind Leo Sibeth (33) und Sebastian Ohlert (34) und wir beide lieben es zu reisen und neuen Menschen zu begegnen. Um unseren Traum einer Weltreise verwirklichen zu können, änderten wir im März 2017 unser Leben: Jobs und Wohnung haben wir gekündigt, die Möbel verkauft und Persönliches in Kisten verpackt. Seitdem reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Augsburg aus über Land nach und durch Asien und vielleicht weiter. Und das möglichst nachhaltig, langsam und bewusst. Das Flugzeug ist dabei tabu! Aktuell sind wir in Laos, wo wir eine Bootstour auf dem Mekong machen.
1) Welche Geschichte steckt hinter eurem Blog eins2frei.com und was finden eure Leser dort?
Nachdem wir uns entschieden hatten, tatsächlich zu dieser Reise aufzubrechen, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir am besten mit unseren Familien und Freunde in Kontakt bleiben können. Da wir sie für eine lange Zeit nicht sehen werden und nur selten mit ihnen telefonieren können, finden wir den Blog eine ideale Möglichkeit, um unsere Erfahrungen und Erlebnisse zu teilen. Nach einigem Überlegen haben wir unseren Blog eins2frei.com getauft. Dieser Name verkörpert für uns die schier unendliche Freiheit, die wir während dieser Reise erfahren.
Auf unserem Blog erzählen wir nicht einfach, was wir gemacht und erlebt haben, sondern verpacken unsere Erfahrungen in kleine Geschichten. Meist handeln sie von Begegnungen mit Menschen, die wir unterwegs kennengelernt haben oder wir schildern kuriose Situationen, in die wir geraten sind.

Schwieriger als gedacht: An der indischen Ostküste versucht Sebastian auf eine Kokospalme zu klettern (Retrieved from www.eins2frei.com)
2) Ein großes Thema für euch privat und auf eurem Blog ist ja die Nachhaltigkeit. Wie hat das bei euch angefangen und welche eurer Lebensbereiche betrifft dieser Punkt heute?
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns schon länger. Bereits während des Studiums begannen wir damit, uns mit Fragestellungen rund um einen nachhaltigen Lebensstil auseinanderzusetzen. Diesen Weg hat Leo auch in ihrem Berufsleben fortgesetzt, indem sie als Umweltbildungsreferentin mit Schülern, Studenten, Geflüchteten und Umweltinteressierten Projekte zu den Themen Wasser, Energie und nachhaltiges Leben umsetzte.
Uns beide verbindet eine Abneigung gegen Billigflüge und Kurztrips in weit entfernte Städte oder Länder. Wir teilen das Interesse für ausgewogene, nachhaltige Ernährung und einen bewussten Umgang mit Ressourcen, sei es Müllvermeidung, die Nutzung von Ökostrom oder der Kauf von bio und fairer Kleidung.

Unser Lieblingsessen in Indien ist Paper Masala Dosa, ein salziger Pfannkuchen, der mit Kartoffelcurry gefüllt ist (Retrieved from www.eins2frei.com)
3) Reisen und Nachhaltigkeit – Wie passt das zusammen? Was macht eine Reise denn nachhaltig?
Da wir uns für diese Reise richtig viel Zeit nehmen, verzichten wir ganz bewusst auf das Fortbewegungsmittel Flugzeug. „Warum das denn?“, wurden wir anfangs oft von verwirrten Freunden gefragt. „Warum nicht?“, antworteten wir. Es gab mal eine Zeit vor Billigfliegern & Round-the-World-Tickets, in der das Reisen dauerte, als man noch merkte, wie groß unsere Erde eigentlich ist und wie lange man braucht, von Deutschland bis nach China zu reisen. Um diese Langsamkeit zu spüren, verzichten wir auf das Flugzeug. Und sparen so gleichzeitig eine ganze Menge CO2 ein.

Bei unserer Abfahrt aus Lhasa in Tibet eskortieren uns zwei chinesische Bahnmitarbeiter zum Zug (Retrieved from www.eins2frei.com)
Nachhaltiges Reisen ist für uns jedoch noch mehr als nur der Verzicht auf das Flugzeug. Es ist beispielsweise auch ein bewusster Umgang mit Kunststoff, seien es Wasserflaschen oder Plastiktüten, die manchmal im Unverstand verteilt werden. Es ist der Versuch, sorgsam mit Kleidung, Ausrüstung und unseren wenigen Habseligkeiten umzugehen, um möglichst lange Freude an ihnen zu haben. Und es ist die Absicht, in unseren Unterkünften möglichst sinnvoll mit Wasser, Strom oder Gas hauszuhalten.

Bei einer viertägigen Pferdetour in den Bergen Kirgistans lernen wir wie man reitet (Retrieved from www-eins2frei.com)
4) Letztes Jahr habt ihr alles auf eine Karte gesetzt, um die Welt zu bereisen. Was sind ein Jahr später eure besten und vielleicht auch schlechtesten Erfahrungen mit dieser Entscheidung?
Was wir auf dieser Reise gelernt haben: Egal wie schlecht das Image eines Landes ist, es gibt in jedem Land der Erde liebenswerte und hilfsbereite Menschen. Fast überall begegnen uns die Einheimischen neugierig und offenherzig und laden uns des Öfteren zu Abendessen, Übernachtungen oder sogar ganzen Wochenendausflügen ein. Obwohl es in der Welt verschiedenen Religionen, Kulturen und politische Systeme gibt, haben die allermeisten Menschen ganz ähnliche Wünsche und wollen in Frieden leben.
Im Grunde haben wir keine wirklich schlechten Erfahrungen gemacht: Wir wurden nicht überfallen, nicht beklaut und eine schlimme Krankheit hatte wir zum Glück bislang auch noch nicht. Trotzdem gab es natürlich auch unschöne Situationen. So ging bei einer Wanderung im Gebirge eine gasbetriebene Dusche in Flammen auf, aus der sich Sebastian gerade noch so ins Freie retten konnte. Bei einem unserer zahlreichen Grenzübertritte nahm uns ein Grenzbeamter regelrecht auseinander und filzte zwei Stunden lang unser Gepäck.

In Islamabad werden wir von einer Familie eingeladen, der Sebastian anhand von Fotos aus unserem Leben in Deutschland erzählt (Retrieved from www.eins2frei.com)
5) Ihr habt schon so viele Orte auf der Welt gesehen. Gibt es da noch Orte die auf eurer Bucket-Liste stehen?
Auf dieser Reise wollen wir auf jeden Fall noch nach Singapur fahren und dort gute Freunde von uns besuchen. Danach freuen wir uns auf Japan, wo wir den Gegensatz zwischen modernen Mega-Citys und einer uralten Kultur erleben möchten. Im November fahren wir mit einem Containerschiff von China nach Mexiko. Dort beginnt dann ein ganz neues Kapitel unserer Reise.
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