Nach fast 17 Berufsjahren im IT-Bereich und Konzernmarketing hat sich Angelika selbstständig gemacht – seither ist sie Reisebloggerin (wiederunterwegs.com) mit eigener Werbeagentur. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und in unserem Interview mit ihr verrät sie, wie ihr Berufsalltag aussieht, mit welchen Klischees sie leben muss, und was ihr Hund dazu sagt.
1) Neben deiner Tätigkeit als Reisebloggerin leitest du auch deine eigene Werbeagentur. Steht dir das Reisen manchmal im Weg bei der Kundengewinnung, oder wird es ganz vorurteilsfrei angenommen?
Meine Kunden, die mich als Werbeagentur buchen und jene, für die ich journalistisch als Bloggerin oder Autorin tätig bin, sind eigentlich recht klar voneinander getrennt. Das Texten und Schreiben verbindet diese beiden Beschäftigungsfelder allerdings manchmal miteinander und dies hat zeitweise sogar Synergieeffekte für meine Arbeit und die Kundengewinnung. Schreiben verbindet sozusagen diese beiden Auftragsfelder für mich.
Dass ich als Reisejournalistin viel unterwegs bin und dabei zeitgleich arbeite – sowohl für Blog, als auch für Agenturkunden – das ist für manchen Auftraggeber aber schwer nachzuvollziehen, da Reisen meist mit Urlaub gleichgesetzt wird, das alte Übel.
2) Hat sich in den letzten Jahren deine Einstellung zum Reisen geändert? Empfindest du in Österreich noch Fernweh, oder betrachtest du inzwischen die Momente zu Hause als Urlaub?
Meine Einstellung hat sich ganz sicher geändert: Ich erwarte mittlerweile von den Destinationen und touristischen Anbietern – auch wenn ich privat reise – mehr als früher: Mehr Professionalität, mehr Gastfreundschaft, mehr touristisches Angebot und Service. Die Momente zuhause sind alles andere als Urlaub: Hier ist mein Basislager und mein Home-Office, zuhause sein heißt für mich meist: Umpacken und Termine Planen, Haus- und Gartenarbeit und vor allem viel Büroarbeit als freie Autorin und Werbeagentur.
Dass ich permanentes Fernweh habe, das würde ich nicht sagen. Ich habe schon einen Großteil der Welt gesehen – dennoch bin ich immer noch gerne unterwegs. Nach jeder Reise freue ich mich auf mein „Basislager“ daheim, um ganz kurz zur Ruhe zu kommen, umzupacken und meine Büroarbeit in Ruhe machen zu können: Denn nach jeder Reise wartet dann erst die redaktionelle Arbeit, das Schreiben, Recherchieren, Fotoverarbeiten und die Social Media Tasks – dazu kommen die permanenten Pflichten als Werbeagentur. Aber nach einigen Tagen und sobald alles aufgearbeitet ist, bin ich schon wieder bereit für die nächste Reise, das sind aber beileibe nicht immer Fernreisen, sondern Kurztrips, Recherchefahrten, Ausflüge und Pressefahrten ebenso.
3) Was denkt dein Umfeld über deine Tätigkeit als Reisebloggerin, und hat sich das womöglich im Laufe der Zeit verändert?
Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Meine Lebens- und Arbeitsweise ist sicherlich für die meisten Menschen schwer nachvollziehbar, selbst für die engste Familie und manche Freunde. Mein Mann unterstützt mich hundertprozentig in allem, was ich tue – aber ansonsten finde ich, dass alles, was nicht dem 9 to 5 Lebensschema entspricht, den meisten Menschen Angst, Neid oder zumindest Verwunderung und Verständnislosigkeit einflößt.
Man sieht mich und meine Reisen am Blog und auf den Sozialen Medien und schließt daraus – oberflächlich – auf ein Luxusleben mit gratis Urlaub rund um die Uhr. Dass ich dabei doppelt so viel arbeite wie die meisten Vollzeitbeschäftigten und für alle meine Aufträge, meinen Verdienst, Buchhaltung, Kalkulation, Marketing alleine zuständig bin, wird gerne übersehen.
Daneben noch ein funktionierendes Privatleben und ein paar Hobbys (Lesen, Hunde, Theater und Literatur) zu haben, ist schwierig – aber ich bin glücklich, dass ich das auch noch unterbringe. Da auch mein Mann vielreisend im Tourismus tätig ist, gelten wir beide mit unserem Lebensstil eher als skurrile, aber ganz nette Außenseiter. Umso mehr schätzen wir beide unser ruhiges Basislager – auch wenn wir meist in einem Monat so viel reisen, erleben und organisieren wie andere Menschen in einem Jahr.
Ich bin aber ganz sicher, dass wir mit diesem Leben glücklicher sind als die meisten in meiner Umgebung.
4) Es muss schwer sein, eine deiner vielen Reisen zur Besten zu küren, aber gibt es vielleicht doch ein Erlebnis oder einen Ort, das/der dich am meisten beeindruckt hat?
Ein Wendepunkt in meinem Reiseleben war sicher das Solo-Camping in Australien, mit dem ich den Reiseblog 2013 gestartet habe. Außerdem liebe ich besonders Korsika und denke gerne an die Trekking-Touren in Nepal und Tibet.
Heute – nach 69 Ländern – kann ich sagen: Als ÖsterreicherInnen wohnen wir im Schlaraffenland – was Natur, Kultur und Lebensqualität angeht. Ich bin also mit Vorliebe in Österreich unterwegs, während etwa die jungen Lifestyle-Bloggerinnen ihr Heil gerne noch immer in Asien suchen. Ich habe alle Kontinente bereist und für mich ist es immer dort am schönsten, wo ich noch auf echte Natur-Erlebnisse stoße. Das war zuletzt in Montenegro und das ist immer wieder in Österreich der Fall. Und wenn ich Kultur- und Naturerlebnis und mein Interesse für Geschichte und Literatur auch noch verbinden kann, dann bin ich überhaupt von einer Destination begeistert.
5) Auf vieler deiner Reisen wirst du von deinem Hund Coffee begleitet. War es schwer, ihn daran zu gewöhnen, und was glaubst du, war für ihn die spannendste Reise?
Coffee ist dann zufrieden, wenn das Rudel beisammen ist. Wenn wir also zu dritt reisen, dann scheint sogar er zufrieden zu sein. Ansonsten könnte man ihn als „Labrador-Mix in der Sport-Ausführung“ bezeichnen, er ist eher der ruhelose Typ. Beim Autofahren selbst ist er ein unkomplizierter, braver Mitfahrer, sofern er spürt, dass einer von uns in der Nähe ist. Alle Reisen, die wir mit ihm planen, haben immer ganz viel mit Natur, Wandern, Flüssen und Seen zu tun – darüber sind wir gar nicht böse. Schade, dass man Kulturgenuss auf Reisen so schlecht mit Hunden vereinbaren kann.
Am besten hat ihm sicher – sofern man das sagen kann 🙂 – der Trip mit mir an die holländische Nordsee im letzten Herbst gefallen: Alle Strände für ihn allein, das Wetter ist ihm egal, und kilometerweit leinenfrei laufen und vor sich hin bellen, das war ganz sicher nach seinem Geschmack.
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.