Beschauliche Innenstädte und ganz viel Natur: Das ist Estland. Der nördlichste Staat des Baltikums ist gerade im Sommer ein beliebtes Reiseziel, da es dort in den Nächten von Mai bis Juli nicht vollständig dunkel wird. So ist es am längsten Tag, dem Sommeranfang, 19 Stunden lang hell. Alle, die planen, im Winter nach Estland zu reisen, müssen sich dagegen auf lediglich rund sechs Stunden Tageslicht einstellen.
Estland ist ein Naturparadies. Nahezu die Hälfte des Landes ist mit Waldgebieten bedeckt. Darin tummeln sich Raubtiere wie Braunbären, Luchse und Wölfe, aber auch andere Tiere, wie Wildschweine, Rehe und mehr als 10.000 Elche. Die gut 700 Bären sind vor allem in der Region Alutaguse im Nordosten des Landes heimisch. Wer die Petze beim Streifen durch die Wälder und Moore beobachten möchte, sollte sich einem Tourguide anschließen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, in einer Bärenhütte zu nächtigen und die riesigen Pelzträger, aber auch Füchse und Marderhunde, zu beobachten.
Die Wildnis liegt nur rund eineinhalb Stunden von der Hauptstadt Tallinn entfernt. Sehenswert ist hier die Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Ein Muss bei einem Besuch Tallinns ist eine Besichtigung der herrlichen Domkirche aus dem 13. Jahrhundert, aber auch das gotische Rathaus oder das Schloss Katharinental zählen zu den Sehenswürdigkeiten der 430.000-Einwohner-Stadt am Finnischen Meerbusen.
Einen Abstecher wert ist in Tallinn das Stadtviertel Kalamaja, das nahezu vollständig aus alten Holzhäusern besteht. Das besondere Flair von Kalamaja hat schon viele junge Leute und Künstler veranlasst, sich dort niederzulassen. Zahlreiche Touristen sind dennoch nicht anzutreffen, da es sich bei diesem Stadtteil vor allem um ein Wohngebiet handelt. Dennoch sollte man sich die Holzhäuser von Kalamaja, die aus der Zeit vom Übergang des 19. zum 20. Jahrhundert stammen, einmal anschauen. Als Besucher erhält man dort einen interessanten und aufschlussreichen Einblick in den Alltag der einheimischen Bevölkerung.
Viele wissen gar nicht, dass in der Region einmal Olympische Spiele stattgefunden haben. Genau genommen handelt es sich dabei auch „nur“ um die Segelwettbewerbe der Sommerspiele von 1980 in Moskau, die von zahlreichen Ländern aufgrund des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan boykottiert wurden. Pirita, ein Vorort von Tallinn, beherbergte damals den olympischen Yachthafen. Heute ist aus ihm ein Segelzentrum geworden. Gerade im Sommer zieht es viele Einheimische an den dortigen Sandstrand.
Nicht weit von der Ostseeküste entfernt befinden sich in Pirita die Ruinen eines Klosters des Brigittenordens von 1436. Im 15. und 16. Jahrhundert galt das Kloster lange Zeit als das größte kirchliche Bauwerk Nordeuropas. 1577 zerstörten die Truppen des russischen Zaren Iwan des Schrecklichen das Kloster. Erhalten geblieben sind bis heute die massive Fassade des Hauptgebäudes, die Wände, Kellerräume und der Friedhof. Ein schöner Park umgibt die Ruinen, der im Sommer Veranstaltungsort zahlreicher Konzerte ist.
Aber Estland ist weit mehr als nur die Hauptstadt. Wer sich nur dort aufhält, verpasst einiges. Dazu zählt auch die herrliche Altstadt von Tartu. Doch die Universitätsstadt im Osten des Landes hat weit mehr zu bieten, als – zugegeben wunderschöne – alte Gebäude. Dank der zahlreichen Studenten, Intellektuellen und Künstler prägen eine Vielzahl an Museen und Theatern sowie ein pulsierendes Nachtleben Tartu. Die zweitgrößte Stadt Estlands ist Sitz des Estnischen Nationalmuseums sowie des Estnischen Literaturmuseums, die eine Besichtigung lohnen.
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